Veranstaltungen 2016
Veranstaltungen der Gesellschaft im laufenden Jahr 2016:
Mi., 21. September 2016:
Gedanken von Jannis Ritsos über das Werk Nâzım Hikmets – mit Gedichten von Nâzım Hikmet vertont vom griechischen Komponisten Thános Mikroútsikos
Veranstaltungsort: „Haus an der Redoute“, Bonn-Bad Godesberg, Kurfürstenallee 1a, ab 19:30 Uhr.
Eingeladen hatten die DTG und die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. (DGAP).
Im „Haus an der Redoute“ stellten Frau Eleftheria Wollny, Präsidentin der Hellas-Gesellschaft, und unser Vorstandsmitglied Frau Rosemarie Kuper dem interessierten Publikum Leben und Werk des türkischen Dichters Nâzım Hikmet und griechischen Schriftstellers Jannis Ritsos vor.
Frau Wollny präsentierte in ihren lebendigen Vortragspassagen die wichtigsten Lebensstationen der beiden Dichter. Dabei legte sie besonderes Augenmerk auf die Weltkriegsauswirkungen und schwierigen politischen Umstände, unter denen beide Dichter zeit ihres Lebens – auch gesundheitlich – zu leiden hatten. Doch die Kunst half ihnen, ihrem Weltbild Gestalt zu verleihen und sie führte auch ihre Wege zusammen, denn es entstand zwischen beiden Dichtern eine langjährige Freundschaft.
Ritsos (1909 – 1990) erlebte eine schwierige Kindheit mit dem frühen Tod der Mutter und des älteren Bruders, der Erkrankung seines Vaters und großer Armut in den Zwanziger Jahren. Dennoch entschied er sich für eine künstlerische Laufbahn und konnte sich als Regisseur, Schauspieler und Dichter betätigen. Nach dem Zweiten Weltkrieg und in den Jahren der späteren Militärdiktatur lehnte er sich in seinem Werk immer wieder gegen Faschismus und Militarismus auf, was ihm mehrere Male Deportation und Verhaftungen einbrachte.
Sein von großer Poesie und Ästhetik geprägtes Schaffen wurde u.a. von Mikis Theodorakis vertont und fand im griechischen Volk eine große Verbreitung.
Hikmet (1902 – 1963) gilt als einer der größten türkischen Dichter. In Thessaloniki geboren, widmete er sich ebenfalls in sehr jungen Jahren dem Verfassen von Gedichten. Früh reifte seine politische Persönlichkeit heran, bereits ab 1921 hatte er Kontakte zu sowjetischen Kreisen und studierte sogar in Moskau. In der Türkei wurde er aufgrund seiner politischen Überzeugungen verfolgt und wiederholt interniert.
Die größte Leidenszeit erlebte er sicherlich nach seiner Verurteilung zu 28 Jahren Haft im Jahre 1938. Von der Inhaftierung konnte er sich gesundheitlich nie mehr vollständig erholen – dennoch blieb sein dichterisches Schaffen in dieser Zeit ungebrochen. Selbst das jahrzehntelange Publikationsverbot und seine erneute Flucht nach Moskau (wo er auch 1963 verstarb) konnten glücklicherweise nicht verhindern, dass seine Werke in die türkische Literaturgeschichte eingingen.
Frau Kuper rezitierte passend zu den Ausführungen der Referentin aus den berühmten, aber auch den weniger bekannten Gedichten von Nâzım Hikmet. Die Werke waren auch auf Griechisch übersetzt und dann vom griechischen Komponisten Thános Mikroútsikos während der Junta-Zeit (1970 – 1975) vertont worden. Frau Wollny wartete daher mit einer Besonderheit auf: Das Publikum bekam auf Original-Schallplatten Kostproben der Vertonungen zu hören.
Unser literarischer Abend wurde von den Gästen begeistert aufgenommen. So gab es für die meisten Teilnehmer überraschende Parallelen in der Biographie und in den Werken der beiden Freunde zu entdecken: Beide fanden in jungen Jahren ihren künstlerischen Weg und trotzten damit den Wirren und finanziellen Nöten der Weltkriege; Ihre Dichtung ist geprägt durch den Widerstand gegen Unterdrückung, Willkür und Gewalt; beide wurden wegen ihrer linken politischen Einstellung häufig inhaftiert und sie hatten viele Jahre mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Aber ihre größte Gemeinsamkeit ist die tiefe Menschlichkeit, die aus ihren Werken spricht.
Dieser literarische Abend hat einen großen kulturellen Schatz zum Zwecke der Völkerverständigung heben können und das Publikum hat erfahren, dass Hikmets Dichtung seit vielen Jahrzehnten jedem Schulkind in Griechenland bekannt ist und landesweit verehrt wird.
Mo., 12. September 2016:
Wohin führt die Entwicklung unter Präsident Erdoğan?“
Veranstaltungsort: „Gremiensaal“ der DEUTSCHEN WELLE, Kurt-Schumacher-Straße 3, 53113 Bonn, ab 18 Uhr.
Eingeladen hatten die DTG, die Südosteuropa-Gesellschaft (SOG) und die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. (DGAP).
Man scheint sich beinahe daran gewöhnt zu haben, dass der Ausnahmezustand in der Türkei zum Dauerzustand wird. Nach dem Putschversuch vom 15. Juli 2016 gibt es kaum eine Institution, keinen öffentlichen oder privaten Bereich, der nicht von Ausnahmegesetzen, Amtsenthebungen und Strafverfolgungen berührt wird. Unsicherheit über die Urheber und Beweggründe des Putschversuchs und Ungewissheit über dessen Folgen bestimmen die Debatte. Wird die Rolle der Türkei als Partner Europas neu bewertet? Und welche Konsequenzen haben die jüngst unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan ergriffenen Maßnahmen auf die deutsch-türkischen Beziehungen und die hiesige türkische Community?
Fast auf den Tag genau zwei Monate nach dem (gescheiterten) Versuch, auf militärischem Wege offensichtlich eine Veränderung an der politischen Spitze des Landes herbeizuführen, hatte die DTG Bonn ausgewiesene Türkei-Kenner zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Das große öffentliche Interesse an den Vorgängen in der Türkei, welches sich seit Monaten in den Medien zeigt, spiegelte sich auch am überwältigenden Andrang im Gremiensaal der Deutschen Welle wider. Beinahe 200 Besucher wollten sich die spannende Diskussion nicht entgehen lassen, zu der wir folgende Türkei-Experten eingeladen hatten:
- Astrid Wirtz, Journalistin, Kölner Stadt-Anzeiger
- Baha Güngör, Journalist
- Ludwig Schulz, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Centrums für angewandte Politikforschung an der LMU München (C.A.P.)
- Fatih Zingal, Stellv. Vorsitzender UETD (Union Europäisch-Türkischer Demokraten e.V.) Köln
Die Moderation hatte unser stellvertretender Vorsitzender Volker Schlegel, Staatsrat und Botschafter a.D., übernommen.
Nach einem Impulsvortrag unseres Vorsitzenden Atilla Türk, der sich hauptsächlich auf den wirtschaftlichen Aspekt fokussierte, entfaltete sich eine facettenreiche und sehr kontroverse Diskussion. Der Moderator Herr Schlegel teilte die Themen in folgende Blöcke ein:
– Fakten zur sogenannten „Gülen-Bewegung“;
– Die politische und gesellschaftliche Situation nach dem Putschversuch;
– Die Rolle und Einstellung der türkischen Community in Deutschland.
Nach einer Einführung zur Historie der „Gülen-Bewegung“, die sich selbst „Hizmet“ („Dienst“) nennt, wurde schnell ein erster Dissenz deutlich. Fatih Zingal als Vertreter der „UETD“ – einer eher AKP-nahen Organisation – betonte die Gefährlichkeit des in den USA im Exil lebenden Predigers Fethullah Gülen und seiner Gefolgsleute. In der Tat sei die Unterwanderung in türkischen Organisationen, im Militär und in Bildungseinrichtungen so immens, dass das Ausmaß die türkische Staatsführung vollkommen überrascht hatte.
Astrid Wirtz vom Kölner Stadt-Anzeiger bezeichnete die sogenannten „Lichthäuser“ („Işık evleri“) der Gülen-Bewegung als eine Art „islamisches Opus Dei“. In ihren Strukturen sei die Bewegung schwer fassbar und ihre Bildungseinrichtungen sowohl in der Türkei als auch im Ausland etabliert – wenngleich oft intransparent.
Ludwig Schulz von der Ludwig-Maximilians-Universität München brachte noch eine weiteren, interessanten Aspekt hinein: So fehlten häufig in türkischen Behörden und Institutionen schlicht etablierte demokratische Strukturen und Prozesse, um eine Unterwanderung solchen Ausmaßes auf lokaler und regionaler Ebene zu verhindern.
Ein Begriff machte in diesem Teil der Diskussion die Runde: „Takiye“, zu deutsch etwa „Verstellung, um verborgene Ziele zu erreichen“. Hier wurde er als Synonym verwendet, um zu verdeutlichen, dass die Gülen-Bewegung bereits früher durch entsprechende Äußerungen ihres Anführers auffiel und augenscheinlich aufgrund ihrer Verstrickung im Putschversuch andere, religiös radikalere Ziele verfolgen würde. Und dies trotz einer nach außen hin weltoffenen Selbstdarstellung.
Tatsache ist, dass Gülen-Gefolgsleute führende Rollen bei den Verfolgungen und Prozessen spielten, die vor einigen Jahren unter den Bezeichnungen „Ergenekon“ und „Balyoz“ (Vorschlaghammer) stattfanden. Spätestens Ende 2013 – als sich die Strafverfolgung von Gülen-treuen Behörden auch gegen die türkische Staatsführung selbst richtete – erfolgte der Bruch zwischen den ehemaligen Partnern Gülen und Erdoğan.
Fakt ist aber auch, dass auf dem Podium keine eindeutigen Erklärungen, z.B. über die wahren Hintermänner des Militäraufstands oder die tatsächliche Gefährlichkeit der Gülenisten gefunden werden konnten.
Die Maßnahmen seien keineswegs verhältnismäßig, hielt Frau Wirtz dagegen. Vielmehr müsse man bei dem Ausmaß an Verfolgung von Beamten, Journalisten und Angestellten des Bildungssektors von einem regelrechten „Brain Drain“ sprechen.
Herr Schulz wagte keine Prognose über Folgen oder Dauer des Ausnahmezustands. Sicherlich gäbe es Anzeichen dafür, dass die Regierung die Situation auch ausnutze, um unliebsame Personen aus Positionen zu entfernen. Aber man könne nur an die Rechtsstaatlichkeit appellieren. Zudem sei die Außenpolitik unter Erdoğan „ziemlich aus dem Ruder gelaufen“, was die Situation auch innenpolitisch erschwere.
Grundsätzlich sei das Zurückdrängen des Einflusses des Militärs in der jüngsten türkischen Geschichte unter Präsident Erdoğan richtig, warf Herr Güngör ein. Jedoch dürfe man nicht vergessen, dass es im kurdischen Osten des Landes seit Jahren nur noch militärisches Eingreifen und Ausnahmezustand gebe. Der Präsident hätte dort längst die Gelegenheit gehabt, für eine dauerhafte Aussöhnung zu sorgen und sich vielleicht sogar den Friedensnobelpreis zu sichern. Angesichts der außenpolitischen Gemengelage müsse man aber auch konstatieren: „Diese Nachbarn wünscht man keinem Feind“. Ein EU-Beitritt bis 2023 erscheine jedenfalls unter diesen Umständen als utopisch.
Fatih Zingal verwies darauf, dass es sich bei den hier lebenden „Deutsch-Türken“ schließlich um mündige Bürger handele. Es sei offensichtlich, aber auch ganz normal, dass sie Erdoğan als „ihren Präsidenten“ ansehen und daher auch in großer Zahl – beispielsweise in Köln vor wenigen Wochen – für ihn und seine Politik demonstrieren.
Der Politikwissenschaftler Ludwig Schulz brachte an dieser Stelle den Medienaspekt ein: Die türkische Community konsumiere vorwiegend türkische Medien, und unter diesen würden doch die „Qualitätsmedien fehlen“. So ließe sich eine gewisse einseitige Ausrichtung plausibel begründen.
Astrid Wirtz berichtete kurz vom Projekt der „Biographiegespräche“ von Türken und Deutschen. Trotz zum Teil gemeinsamer Erfahrungen zeige sich immer wieder, dass „beide Seiten sich einfach nicht ausreichend kennen“. Da liege auch ein großes Versäumnis auf deutscher Seite vor: So würde beispielsweise der türkischen Sprache in Bildung und Kultur viel zu wenig Bedeutung beigemessen.
Baha Güngör ging schließlich auf die wichtige Rolle der „Ditib“ in Deutschland ein, dem bundesweiten Dachverband für die Koordinierung der Tätigkeiten angeschlossener türkisch-islamischer Moscheegemeinden. So solle sich diese religiöse Organisation künftig stärker auf die eigentliche Seelsorge fokussieren. Durch eine zu starke Ausrichtung an die „Mutterbehörde“ in Ankara würde die Gefahr der Ausgrenzung Anderer zu groß.
Doch wurde auch in den vom Publikum eher zurückhaltend gestellten Fragen deutlich, dass die im Impulsvortrag erhoffte Einmütigkeit so einfach nicht zu erreichen war. Dafür sind zu viele Widersprüche unaufgelöst geblieben.
Das anschließende „Get together“ wurde jedoch mit großer Beteiligung wahrgenommen und die Stimmung dort ließ erkennen, dass die Veranstaltung beim Publikum sehr gut angekommen war. Es wurden mehrere Stimmen laut, die weitere Veranstaltungen dieser Art und dieses Formats zum Thema wünschten. Vielleicht bildet dieser Abend den Auftakt zu einer Serie von Diskussionen, für die schon lange starker Nachholbedarf besteht und die sich von den professionell gestylten Talk-Shows durch eine erlebte Teilhabe wohltuend unterscheiden.
Sa., 07. Mai 2016:
Veranstaltungsort: „Altes Rathaus“ in Bonn, Markt 2, 11 bis 16 Uhr.
„Ankommen in Europa“
Unter diesem Motto stand in diesem Jahr der Europatag in Bonn. Für das Jahr 2016 hat der Minister für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien und Chef der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen, Franz-Josef Lersch-Mense, angesichts der großen Herausforderung bei der Flüchtlingsaufnahme das Thema „Ankommen in Europa“ in den thematischen Mittelpunkt der Europawoche gestellt. Daher fand auch der Bonner Europatag unter diesem Schwerpunktthema statt. Die Bürgerinnen und Bürger in Bonns „guter Stube“ konnten sich am 07. Mai 2016 ausgiebig und in netter Atmosphäre über die Arbeit der zahlreichen europäischen und europapolitisch aktiven Organisationen, Vereine und Initiativen informieren.
Die lokalen Vereine und Organisationen boten neben der Vorstellung ihrer Arbeit auch vielfältige Mitmachaktionen sowie länderspezifische Kostproben an. Dementsprechend war der Andrang groß und den ganzen Tag über informierten sich die europapolitisch Interessierten auch über die Arbeit der DTG Bonn. Nicht zuletzt weil die Türkei täglich für Schlagzeilen sorgt, schauten auch Lokalpolitiker und zahlreiche Journalisten vorbei. So ergaben sich angeregte Diskussionen und Fachgespräche, es wurden aber auch Reiseerinnerungen ausgetauscht oder einige Bücher erworben. Und so mancher „Aha-Effekt“ stellte sich ein, als die Besucher von der langen Geschichte der DTG erfuhren.
Do., 25. Februar 2016:
moderne Wirtschaftspolitik einer islamisch-konservativen Regierung“
Veranstaltungsort: „Haus an der Redoute“, Bonn-Bad Godesberg, Kurfürstenallee 1a, ab 19:30 Uhr.
Gemeinsamer Vortragsabend mit der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. (DGAP).
Unter dem für viele scheinbar fragwürdigen, zumindest aber überraschenden Untertitel „moderne Wirtschaftspolitik einer islamisch-konservativen Regierung“ stand unsere Vortragsveranstaltung am 25. Februar. Atilla Türk – unser Vorsitzender und Unternehmer mit vielfältigen Wirtschaftsbeziehungen in der Türkei – hatte es sich zur Aufgabe gemacht, dem interessierten Publikum eine vielfältigere Sicht auf die wirtschaftliche Situation zu gewähren, als sie sich in der deutschen Öffentlichkeit oft darstellt.
Nach wie vor ist die Türkei im Vergleich mit ihren direkten Nachbarn ein wirtschaftlich relativ stabiles Land: Im Westen kämpft Griechenland mit Finanznöten und die arabischen Nachbarländer – allen voran Syrien – werden durch lang anhaltenden Bürgerkrieg und Ölpreisverfall geplagt. Türkische Wirtschaftskennzahlen können dagegen in vielen Bereichen überzeugen und insbesondere ist das Wirtschaftsvolumen mit Deutschland in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Daher lohnte es sich, die Historie, Rahmenbedingungen und Leitlinien der gegenwärtigen islamisch-konservativen AKP-Regierung genauer zu betrachten.
Danach beleuchtete Atilla Türk im ersten Teil seines Vortrags zunächst die wichtigsten wirtschaftlichen Kennzahlen der Türkei wie die Entwicklungen des Bruttoinlandsprodukts (BIP), der Export- und Importzahlen und die immer noch deutlich positiven Wachstumsraten.
Im zweiten Teil gewährte er tiefgehende Einblicke in ausgewählte Branchen wie beispielsweise der Automobilindustrie, des Tourismus, der Baubranche oder der Energiewirtschaft. Hier konnte der Vortragende mit zahlreichen Anekdoten aus seiner Praxis und interessanten Branchenbeispielen das Publikum des öfteren überraschen: Oder hätten Sie gewusst, dass
- das größte Montagewerk für Mercedes-Busse in der Türkei steht?
- deutsche Einbauküchen bei wohlhabenden Türken äußerst beliebt sind und einen wichtigen Exportfaktor für deutsche Unternehmen bilden?
- deutsche Verpackungen – auch von Betrieben aus dem Bonner Raum – im türkischen Einzelhandel immer wichtiger werden?
- sehr enge und wachsende Handelsbeziehungen zwischen der Türkei und der kurdischen Autonomieregion im Irak bestehen?
Den Abschluss des Vortrags bildete dann eine Analyse der wirtschaftlichen Leitlinien der AKP-Regierungen von 2002 bis heute. Dabei kamen zahlreiche Aspekte zur Sprache: Die intensivierte Investitionsförderung, die Währungsreform der türkischen Lira, Gesundheits- und Rentenreformen, aber natürlich auch aktuelle Probleme bspw. im Tourismus.
Trotz aller Herausforderungen fiel das Fazit Atilla Türks jedoch positiv aus: Die Türkei ist und wird weiterhin ein wichtiger wirtschaftlicher Player in der Region bleiben.
Mi., 27. Januar 2016:
Veranstaltungsort: „Haus an der Redoute“, Bonn-Bad Godesberg, Kurfürstenallee 1a, ab 19:30 Uhr.
KONSTANTINOPEL – ISTANBUL
Konstantinopel. Vergangenheit und Gegenwart – Istanbul. 100 Yıl Öncesi Bir Bakış
Das eine, deutsches Original, verfasst von Friedrich Schrader (1865 – 1922) und erschienen in Tübingen 1917 im Verlag J.C.B Mohr – das andere, türkische Übersetzung, verfasst von Kerem Çalışkan (geb. 1950) und erschienen in Istanbul 2015 bei Remzi Kitabevi.
Der Buchtitel: Friedrich Schrader – Istanbul. 100 Yıl Öncesi Bir Bakış
Dieses nahezu 100 Jahre alte Buch des Konstantinopel-Verehrers Friedrich Schrader ermöglicht einen einzigartigen Blick in das spätosmanische Istanbul. Anlässlich der türkischen Neuauflage veranstaltete die DTG am 27. Januar wieder einen spannenden Abend mit literarischem und historischem Schwerpunkt: Eine zweisprachige Lesung mit Auszügen aus dem Originaltext und der türkischen Übersetzung.
Rosemarie Kuper, Schriftführerin der DTG, Emine Emel Yıldız, unsere Schatzmeisterin, und Atilla Azrak, Vereinsmitglied und freiberuflicher Sprecher, bewiesen mit ihrer lebendigen Vortragsweise der deutschen und türkischen Texte die vielfältigen Talente, die in unseren Mitgliedern schlummern – und die vom Publikum begeistert aufgenommen wurden.
Rosemarie Kuper und Emine Yıldız begleiteten die faszinierten Zuhörer mit Informationen über die Autoren und ihre jeweiligen geschichtlichen Hintergründe.
Kontrastierend zum alten Originaltext von Friedrich Schrader wurde auch etwas aus dem Istanbul-Buch des Nobelpreisträgers Orhan Pamuk „Istanbul. Erinnerungen an eine Stadt“ (erschienen 2003 bei Yapı Kredi Yayınları, deutsch 2006) zu Gehör gebracht, ebenfalls zweisprachig.
Dieser interessante Vergleich über die Zeiten hinweg wurde abgerundet durch einen Überraschungsgast, der sich kurzfristig zum Lektorenteam dazu gesellte: Atilla Azrak, Redakteur, Sprecher und Übersetzer, trug als 3. Lektor dazu bei, dass die Zuhörer mit zahlreichen literarischen Spotlights auf weitere berühmte Konstantinopel- bzw. Istanbul-Beschreibungen vor und nach 1900 ausgezeichnet unterhalten wurden.
Beim folgenden „Coming Together“ im Rahmen eines Umtrunks waren sich Vortragende und Besucher einig: Solche literarischen Abende bieten die Möglichkeit, sich historischen Themen auf eine spannende, erfrischende Art und Weise zu nähern und werden eine Fortsetzung finden.